Perfektionisten-Paralyse
Eine Perfektionistin - und hier bevorzugen wir die weibliche Form, denn nach aller Lebenserfahrungserfahrung) gibt es weitaus mehr weibliche als männliche Perfektionisten - ist eine Person, die den Perfektionismus zur Lebensformsformenundalledazwischenund_ausserhalb) erhoben hat. Sie wird alles tun, um in ihrem Leben stets Vollkommenheit durch ein übertriebenes Streben nach Perfektion zu erreichen. Dass diese Person natürlich auch versucht, jeden potentiellen Fehler schon im Voraus zu vermeiden, liegt in der Natur der Sache. Bei einer echten, in der Wolle gefärbten Perfektionistin hat der Perfektionismus gar den Status einer Religion. Das kann so weit gehen, dass dieses schon von vornherein angelegte Streben nach Vollkommenheit eine Lähmung hervorruft, eben die sogenannte Perfektionisten-Paralyse. So kommt es oft vor, dass die Arbeiten an Aufgaben, Vorhaben, Anordnungen oder Projekten gar nicht erst begonnen, geschweige denn abgeschlossen werden. Eben nicht aus Faulheit, sondern weil hier eine Perfektionistin am Werke ist, besser am Werke sein sollte. Hier ist dann angesichts der Aufgabe eine vollständige Lähmung wichtiger Körperregionen - das können ganze Muskelgruppen sein oder sogar das Gehirn - eingetretenwieeineeingetreteneKellertuer). Als nicht Betroffener kann man sich die Leiden einer solchen Person kaum vorstellen: Man weiß genau, wie es geht, wie es sein müsste, wie es aussehen müsste, wenn es fertig ist, aber leider, leider bekommt man es nicht gebacken.
Anke-Elke: Sag mal, ist denn die Silke schon fertig mit ihrem Buchprojekt? Heike-Meile: Nein, überhaupt nicht. Sie hat noch nicht einmal damit angefangen. Sie hat mir gesagt, dass sie Tag für Tag vor einem völlig leeren Bildschirm sitzt. Sie leidet so sehr! Sie sagt, sie hätte eine Schreibblockade. Anke-Elke: Quatsch, Schreibblockade. Das ist ganz einfach erklärt: Die Frau ist krank, sie hat Perfektionisten-Paralyse.