So lässt es sich gut leiden
Der Spruch (in Anlehnung an: "So lässt es sich gut leben") steht für den "Sekundären Krankheitsgewinn". Als solchen bezeichnet man Vorteile, welche real (oder auch eingebildete) Kranke aus ihrem Leiden ziehen: Zuwendung, Umsorgung, Privilegien... Manch einer will gar nicht gesund werden, damit ihm all das nicht abgeht. Der Jammernde erhofft sich zudem durch sein Tun oft bewusst oder unbewusst einen Preisnachlass in Bezug auf seine Verantwortlichkeit. D.h., er will mit der Bärmelei bei seiner Umwelt ein Nachsehen für seine Passivität erwirken und braucht so seinen Hintern nicht hochzukriegen, um irgendwelche Veränderungen herbeizuführen: "Ich kann ja nicht, weil..." Nicht können heißt, nicht wollen. Das durchzieht alle Altersklassen. Während bei Jüngeren Krankheit i.d.R. eine temporäre Ausnahmesituation ist, schlachten betagtere Menschen ihre altersbedingten Dauer-Unzulänglichkeiten gerne aus. So oder so warten Betreffende nur darauf, nach ihrem Befinden gefragt zu werden und ein "Wie geht's" wird dann mit der Litanei einer pathologisch behafteten Vita quittiert. In Extremfällen und nicht selten läuft das auf Basis moralischer Erpressung ab, um andere an sich zu binden. Erkennt der Umsorgende dies nicht oder ist er nicht imstande, sich auf einen gesunden Abstand zu entziehen, unterstützt er das Ganze noch und fördert eine Co-Abhängigkeit. Pflegender und Kranker blockieren sich dabei gegenseitig die Möglichkeit auf Entwicklung. So lässt es sich gut leiden - zumindest für den Kranken. Und auch nur scheinbar.
Schon der alte Busch (der weise Willi) hatte dazu passende Worte: Denkst du dieses alte Spiel Immer wieder aufzuführen ? Willst du denn mein Mitgefühl Stets durch Tränen ausprobieren? Oder möchtest du vielleicht Mir des Tanzes Lust versalzen ? Früher hast du's oft erreicht; Heute werd ich weiter walzen.